Handlungsleitfaden zum Kinderschutz

Bildung

Historischer Andrang an der PHDL

600 Gäste an der PHDL wollten mehr zum Thema Kinderschutz erfahren

Linz – 22. April 2024

Es war der historisch höchste Andrang für eine Veranstaltung an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz (PHDL) seit ihrem 50-jährigen Bestehen: derart groß war das Interesse für die erstmalige Vorstellung eines Handlungsleitfadens zum Thema Kinderschutz in oberösterreichischen Kindergärten und Krabbelstuben. Auftraggeber dafür war die Kinder- und Jugendhilfe des Landes OÖ – erarbeitet wurde er durch ein Projektteam der PHDL in Kooperation mit dem Steyrer Kinderschutzzentrum "Wigwam".

Anleitung beim Verdacht auf Kindeswohlgefährdung

Mehr als 600 Gäste – aufgeteilt auf die beiden größten Hörsäle der Pädagogischen Hochschule am Linzer Freinberg – erhielten am Montagabend zwischen 17 bis 20 Uhr Einblick zu einer schrittweisen Anleitung beim Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. Vom ersten Beobachten und Dokumentieren über interne Unterstützung und externer Expertise bis hin zur Mitteilungspflicht im Verdachtsfall gibt der Leitfaden pädagogischen Fach- und Assistenzkräften eine wichtige Unterstützung in Situationen, in denen Sorge um ein anvertrautes Kind besteht. Noch in dieser Woche wird der Leitfaden von der Landes-Bildungsdirektion an alle oberösterreichischen Kindergärten und Krabbelstuben verschickt.

Klare Positionierung der PHDL

Federführend war die PHDL-Kinderschutzbeauftragte Dr. Gunda Jungwirth, die vor vier Jahren in einer oberösterreichischen Bildungsregion einen Handlungsleitfaden für Pädagog:innen in Schulen erstellte, der nach einer Evaluierung durch die PHDL landesweit ausgerollt wurde. Nun liegt auch ein Leitfaden für elementare Bildungseinrichtungen vor. "Kinderschutz ist Erwachsenensache und es kann sehr nützlich sein, schnell eine schrittweise Anleitung bei der Hand zu haben, wenn sich eine pädagogische Fach- oder Assistenzkraft Sorgen um ein Kind macht", konstatierte Jungwirth. "Gerade dort, wo die Herausforderung und die emotionale Betroffenheit groß ist, tut es gut, sich zu vernetzen und auf Unterstützung von verschiedenen Stellen zählen zu können", ergänzte Elementarpädagogik-Studienleiterin Roswitha Hofer, BA MA.

Mit diesem Kinderschutzprojekt bezieht die Pädagogische Hochschule am Linzer Freinberg eine klare Position zu ihrer Kultur der Achtsamkeit, um einerseits eine sichere und geschützte Umgebung für Kinder zu schaffen, in der sie sich frei entfalten und entwickeln können und andererseits, um das gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung des Kinderschutzes zu schärfen und pädagogische Fach- und Assistenzkräfte in Kindergärten und Krabbelstuben so zu sensibilisieren, dass sie Frühwarnzeichen von Kindeswohlgefährdung erkennen, angemessen reagieren und präventive Maßnahmen ergreifen können.

Gastvortrag von Prof. Dr. Jörg Maywald

"Kinderschutz wird in der Gesellschaft oft synonym mit Gewaltschutz assoziiert", zeigte der aus Berlin angereiste Prof. Dr. Jörg Maywald gleich zu Beginn auf und rekurrierte auf die vielfältigen Kinderschutzebenen sowie den Zusammenhang zwischen Kinderschutz und Kinderrechten. Die anwesenden pädagogischen Fachkräfte ermutigte er dazu, ihr eigenes Handeln dahingehend kontinuierlich im Team zu reflektieren.

Neben den Gefahren durch unterschiedliche Personengruppen (familiäres Umfeld, pädagogische Fachkräfte, Übergriffe unter Kindern oder fremde Personen) sensibilisierte Herr Maywald auch für ein mögliches Fehlverhalten durch pädagogische Fachkräfte: z.B. Beschämung und Entwürdigung, Bevorzugung von Lieblingskindern, Kontrolle des Toilettengangs, Vernachlässigung der Aufsichtspflicht oder rigide Schlafenszeiten. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wurde auch durch Fragen aus dem Publikum deutlich, dass es im elementarpädagogischen Bereich nicht mehr nur um die Kinder geht. "Das Berufsfeld hat sich geändert. Die Zusammenarbeit mit den Eltern gehört in jeder Hinsicht elementar zur pädagogischen Arbeit", konstatierte Maywald.