TEDCA

TEDCA Projektbeschreibung

Das Projekt Teachers‘ Education, Development and Career in Austria (TEDCA) umfasst mehrere Längsschnittstudien, in denen die Berufsbiografie von Lehrkräften erforscht wird – von der Phase der Studienwahl und der Ausbildung über die Jahre im Beruf bis hin zu Karriereschritten inner- und außerhalb des Bildungswesens sowie dem Ausscheiden aus dem Berufsleben.

Die Daten erlauben Aussagen über kognitive und affektive Merkmale angehender und im Dienst stehender Lehrpersonen sowie über die Faktoren, die ihre Kompetenzentwicklung und ihre Laufbahnentscheidungen beeinflussen. Das Projekt ist hinsichtlich des theoretischen Hintergrunds und der eingesetzten Erhebungsverfahren daraufhin angelegt, sowohl wissenschaftlich relevante Erkenntnisse zu erbringen als auch die Erstellung von Materialien für die Laufbahn- und Entwicklungsberatung von Lehrpersonen zu fundieren.

Projektverlauf und Stichproben

Den Kern von TEDCA bilden vier Teilstudien, die teilweise schon seit mehreren Jahrzehnten laufen. Sie beinhalten im Allgemeinen Vollerhebungen an bestimmten Studienjahrgängen Pädagogischer Akademien (PA) bzw. Pädagogischer Hochschulen (PH). Die Teilstudien sind jeweils nach dem Jahr ihres Beginns benannt:

TEDCA-85 verfolgt die Entwicklung der Lehramtsstudierenden der PA der Diözese Linz aus den 16 Jahrgängen, die zwischen 1985 und 2000 ihr Studium aufgenommen haben. Je nach Jahrgang wurden und werden unterschiedliche thematische Schwerpunkte gesetzt. Eine Konstante bildet die Erfassung der Persönlichkeits- und Interessenstruktur sowie des arbeitsbezogenen Verhaltens und Erlebens. Leitung: Ernst Nausner

TEDCA-95 fokussiert dieselben Merkmale wie TEDCA-85 und setzt darüber hinaus Schwerpunkte bei den Lerngelegenheiten in Studium und Beruf und deren Nutzung. Außerdem erweitert TEDCA-95 den Blick auf die Studieninteressierten und die Studienabbrecher/innen und bezieht die Studierenden und Absolvent/innen aller 14 PA Österreichs ein. Leitung: Barbara Pflanzl

TEDCA-01 schließt an TEDCA-85 an, indem es die Studienanfänger/innen der PA/PH der Diözese Linz aus den zehn Jahrgängen zwischen 2001 und 2010 beforscht. Die inhaltlichen Schwerpunkte der bisherigen Erhebungen lag auf förderlichen und hemmenden Bedingungen für die Entwicklung von Persönlichkeit und Unterrichtskompetenz sowie auf dem Befinden in den Praktika. Leitung: Emmerich Boxhofer

TEDCA-11 bezieht sich auf die Studierenden und Absolvent/innen der PH Steiermark aus den vier Jahrgängen zwischen 2011 und 2014. Die Erhebungen umfassten bisher persönliche, fachliche und akademische Merkmale zu Beginn und im Verlauf des Lehramtsstudiums sowie berufsbezogene Merkmale, wie z. B. Berufswahlmotive und berufliche Überzeugungen. Leitung: Georg Krammer

Bei einer neuerlichen, alle Teilprojekte einschließenden Befragung im Jahr 2018 wurden die zuvor involvierten Personen, das sind rund 7.000 Absolvent/innen der PA bzw. PH in ganz Österreich, ein weiteres Mal angeschrieben. Die Fragebogen beinhalten Skalen zur Persönlichkeits-, Interessen- und Kompetenzstruktur, zum pädagogischen Handeln, zum arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster, zum Lernen und zum Befinden im Beruf sowie zu den bereits getroffenen oder beabsichtigten Laufbahnentscheidungen. Dieser für alle Teilstudien gemeinsame thematische Kern wurde in den einzelnen Teilstudien durch spezifische, sich aus deren bisherigen Verlauf ergebende Inhalte ergänzt.

Projektarchitektur 

Im Projekt fungieren die österreichischen Pädagogischen Hochschulen sowie die Alpen Adria-Universität Klagenfurt als institutionelle Kooperationspartnerinnen. Mitarbeiter/innen dieser Institutionen sind für die technische Umsetzung des Projekts und die Bearbeitung der wissenschaftlichen Fragestellungen zuständig. Wissenschaftler/innen aus dem In- und Ausland kommen als weitere Kooperationspartner/innen hinzu. Sie wirken an der Analyse der anfallenden Daten mit, wobei sie sich auf bestimmte, ihren persönlichen Forschungs- schwerpunkten entsprechende Themen konzentrieren.

Die Projektleitung liegt bei Johannes Mayr, der während seiner Tätigkeit an der PA der Diözese Linz die Teilprojekte TEDCA-85, TEDCA-95 und TEDCA-01 initiiert und organisiert hatte. Er bildet nun zusammen mit den aktuellen Leiter/innen der Teilprojekte das Leitungsteam von TEDCA.

Die Finanzierung der Teilprojekte erfolgte in der Vergangenheit im Wesentlichen aus Mitteln der Forschungsförderung des Bildungsministeriums und aus Förderprogrammen der EU. Der Erhebungsdurchgang 2018 und die laufenden Aktivitäten von TEDCA werden durch die institutionellen Kooperationspartner, die Institutionen der weiteren Kooperationspartner/innen sowie aus Mitteln des Projekts Career Counselling für Teachers finanziert.

Theoretischer Hintergrund und Instrumente

 Als theoretisches Rahmenmodell fungiert das Angebots-Nutzungsmodell des Lernens: Es wird darin angenommen, dass Eingangsmerkmale der Studierenden (z. B. ihre Berufsmotivation) die Wahrnehmung von Lerngelegenheiten im Studium und im Beruf beeinflussen, und dass diese Lernprozesse maßgeblich an der Entwicklung professioneller Kompetenz beteiligt sind. Diese Kompetenz sollte sich im Handeln niederschlagen und sich auf das Befinden auswirken. Letzteres sollte Rückwirkungen u. a. auf die Berufsmotivation haben (Lipowsky, 2010; Mayr, 2012).

Dieses Rahmenmodell bietet Platz für Theorien zu unterschiedlichen Bereichen, wie z. B. zur Persönlichkeits- und Interessenstruktur (McCrae & Costa, 2008; Holland, 1997), zu den Lerngelegenheiten in Studium und Beruf (Heise, 2013; Oser, 2001), zu den Lernstrategien (Wild, 2000), zur Unterrichtsqualität (Helmke, 2009), zum arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster (Schaarschmidt & Fischer, 2001) oder zur Berufszufriedenheit (Ipfling, Peez & Gamsjäger, 1995). 

Bei den in TEDCA verwendeten Instrumenten handelt es sich teilweise um Originalverfahren der zitierten Autoren oder deren Umfeld (z. B. die Verfahren NEO-FFI, AIST und AVEM), teilweise um Eigenentwicklungen, die ausgehend von den entsprechenden Bezugstheorien für den speziellen Untersuchungszweck konstruiert wurden (z. B. die auf den Lehrerberuf bezogenen Skalen LIS und LPA; Brandstätter & Mayr, 1994; Mayr, 1998). Ausführliche  Informationen sind den bisherigen Publikationen zum Projekt zu entnehmen (z. B. Mayr & Neuper, 1991; Mayr, 2007; Boxhofer, 2014).

Literatur 

Boxhofer, E. (2014). SPAVEM – Schulpraxisbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster im Kontext der Änderungen von Persönlichkeitsmerkmalen. In I. Benischek et al. (Hrsg.), Empirische Forschung zu schulischen Handlungsfeldern, Bd. 4 (S. 21–36). Wien: facultas.

Brandstätter, H. & Mayr, J. (1994). Die "Lehrer-Persönlichkeits-Adjektivskalen" (LPA). Ein Instrument zur Selbsteinschätzung berufsrelevanter Persönlichkeitsmerkmale. In J. Mayr (Hrsg.), Lehrer/in werden (S. 231–247). Innsbruck: Studienverlag. 

Heise, M. (2009). Informelles Lernen von Lehrkräften: ein Angebots-Nutzungs-Ansatz. Münster: Waxmann.

Helmke, A. (2009). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Seelze-Velber. Kallmeyer: Klett.

Ipfling, H. J., Peez, H. & Gamsjäger, E. (1995). Wie zufrieden sind die Lehrer? Empirische Untersuchungen zur Berufs(un)zufriedenheit von Lehrern/Lehrerinnen der Primar- und Sekundarstufe im deutschsprachigen Raum. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Holland, J. L. (1997). Making vocational choices. A theory of personalities and work environments, 3rd Ed. Odessa, FL: Psychological Ressources.

Lipowsky, F. (2010). Lernen im Beruf – Empirische Befunde zur Wirksamkeit von Lehrerfortbildung. In Müller, F., Eichenberger, A., Lüders, M. & Mayr, J. (Hrsg.), Lehrerinnen und Lehrer lernen – Konzepte und Befunde zur Lehrerfortbildung (S. 51–72). Münster: Waxmann.

Mayr, J. (1998). Die „Lehrer-Interessen-Skalen“ (LIS). Ein Instrument für Forschung und Laufbahnberatung. In J. Abel & Ch. Tarnai (Hrsg.), Pädagogisch-psychologische Interessenforschung in Studium und Beruf (S. 111–125). Münster: Waxmann.

Mayr, J. (2007). Wie Lehrer/innen lernen. Befunde zur Beziehung von Lernvoraussetzungen, Lernprozessen und Kompetenz. In M. Lüders & J. Wissinger (Hrsg.), Forschung zur Lehrerbildung. Kompetenzentwicklung und Programmevaluation (S. 151–168). Münster: Waxmann.

Mayr, J. (2012). Lehrer/in werden in Österreich. Empirische Befunde zum Lehramtsstudium. In T. Hascher & G. H. Neuweg (Hrsg.), Forschung zur (Wirksamkeit der) Lehrer/innen/bildung (S. 1–29). Wien: Lit.

Mayr, J. & Neuper, W. (1991). Persönlichkeitsmerkmale, pädagogische Einstellungen und Beurteilungshandeln. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 12, 185–192.

McCrae, R. R. & Costa, P. T. (2008). The five-factor theory of personality. In O. P. John, R. W. Robins & L. A. Pervin (Eds.), Handbook of personaliy (pp. 159–181). New York: Guilford Press.

Schaarschmidt, U. & Fischer, A. W. (2001). Bewältigungsmuster im Beruf. Persönlichkeitsunterschiede in der Auseinandersetzung mit der Arbeitsbelastung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Oser, F. (2001). Standards: Kompetenzen von Lehrpersonen. In F. Oser & J. Oelkers (Hrsg.), Die Wirksamkeit der Lehrerbildungssysteme. Von der Allrounderbildung zur Ausbildung professioneller Standards (S. 215–342). Chur: Rüegger.

Wild, K.-P. (2000). Lernstrategien im Studium. Strukturen und Bedingungen. Münster: Waxmann.