"PH forscht" – Forschungsberichte der PHDL
Überblick über Forschungstätigkeiten, veröffentlicht als Dreijahresberichte.
PH forscht. Forschungsbericht 2019–2021
Boxhofer, E., Kramer, M., Neubauer, D. & Weinberger, A. (Hrsg.). (2022).
PH forscht. Bericht 2019–2021. Linz: PHDL.
Der vom BMBWF den Pädagogischen Hochschulen vorgegebene Forschungsauftrag ist auf den ersten Blick klar und gut nachvollziehbar. Ich erlaube mir mit Verweis auf F. Lyotard eine kurze kritische Replik auf den Begriff „wissenschaftliches Wissen“. Nach Lyotard ist es im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem Glaubwürdigkeitsverlust der „Großen Erzählungen“ zur Legitimation des Wissens gekommen. Damit verschwinde auch die Vorstellung von einem einheitlichen Wissensbestand, zu dem das wissenschaftliche Wissen in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen jeweils einen Beitrag leisten würde. Die Postmoderne wäre vielmehr nach Lyotard gekennzeichnet von einer Vielfalt an unterschiedlichen Wissensformen und Diskursarten, die miteinander im Widerstreit stehen. Im Hinblick auf die Bildungsforschung an Pädagogischen Hochschulen und dem Auftrag „wissenschaftliches Wissen in praktisches Handlungswissen zu überführen“ ergeben sich aus den Ideen von Lyotard für mich wesentliche Schlussfolgerungen. Es gilt genau jenen „gap“ zu bedenken, der zwischen dem „wissenschaftlichen Wissen“ und der Überführung in „praktisches Handlungswissen“ steht. Wird von der Bildungsforschung der Widerstreit der Wissensformen als solcher anerkannt, so bedeutet dies implizit auch, dass die jeweilige eigene Begrenztheit anerkannt und auf einen Alleinvertretungsanspruch verzichtet wird. Der Grundauftrag der Bildungsforschung könnte dann, dies in Anlehnung an H.C. Koller, genau darin gesehen werden, „ein Bewusstsein für die Grenzen ihrer unterschiedlichen Wissensformen und Diskursarten zu schaffen“.
(Aus dem Vorwort von Rektor Franz Keplinger)
PH forscht. Forschungsbericht 2016–2018
Boxhofer, E., Reibnegger, H., & Kramer, M. (Hrsg.). (2019). PH forscht. Bericht 2016–2018. Linz: PHDL.
Grundlage und Fundament aller hochschulischer und universitärer Institutionen ist die Freiheit von Forschung und Lehre. Das klingt beinahe trivial und ist doch gegenwärtig alles andere als selbstverständlich. Noch keine zwei Jahre ist es her, dass hunderttausende Menschen in mehr als 500 Städten weltweit im „march for science“ auf die Straße gingen, um ein Zeichen zu setzen für die Wissenschaft, für die Freiheit von Wissenschaft und Forschung. „Science, not Silence“ war das leitende Motto. Wissenschaft und Forschung, so der Tenor der Veranstaltungen, seien die tragenden Säulen des demokratischen Systems. Der Politikwissenschaftler Anton Pelinka brachte es in Anspielung an die politische Situation in Ungarn und den USA auf den Punkt: Wenn die Freiheit der Wissenschaft gefährdet ist, ist die Freiheit der Demokratie gefährdet. In diesem Zusammenhang erinnere ich auch an die Aussagen des Psychologen Klaus Holzkamp, der einmal meinte, Wissenschaft sei ein nie abgeschlossener Prozess menschlichen Erkenntnisgewinns. Als ein dauernder Kampf gegen Borniertheit, Oberflächlichkeit und Scheinwissen sei sie ein permanentes infrage-Stellen des scheinbar Selbstverständlichen.
(Aus dem Vorwort von Rektor Franz Keplinger)
PH forscht. Forschungsbericht 2013–2015
Reitinger, J., Kramer, M., Schneckenleitner, E., & Stadnik-Holzer, E. (Hrsg.). (2015). PH forscht. Bericht 2013–2015. Linz: PHDL.
"We teach what we research and we research what we teach!" Dieser Leitspruch der Pädagogischen Fakultät der Universität Helsinki, die ich im Frühjahr 2014 besuchen durfte, stellt auch meine Vision für unsere Hochschule dar. In den nächsten 5 bis 10 Jahren sollen die Rahmenbedingungen dafür ausgebaut werden, dass Forschung für alle Kolleginnen und Kollegen ein Thema sein kann. Zahlreiche Publikationen, Dissertations- und Habilitationsprojekte geben ein weiteres beredtes Zeugnis davon, dass an unserer Hochschule in den letzten Jahren ein forschungsorientiertes institutionelles Klima weiter ausgebaut werden konnte. Und dies bei Rahmenbedingungen und einer Ausstattung mit Forschungsressourcen, die noch alles andere als ideal sind. Wenn wir gerade in der Konzipierung der Pädagoginnen- und Pädagogenbildung davon sprechen, wie wichtig die vier Säulen sind – Fachwissenschaft, Fachdidaktik, Bildungswissenschaft und pädagogisch-praktische Studien – dann immer auf dem Hintergrund, dass Forschung in allen Bereichen Thema sein sollte – in unterschiedlichen Ausprägungen: von der Reflexion der eigenen Praxis über forschungsgeleitete Lehre bis hin zur Teilnahme am nationalen und internationalen Bildungsforschungsdiskurs. Prof. Prenzel von der School of Education der TU München ist davon überzeugt, dass es aus einer übergeordneten Perspektive nicht nur darum geht, Wissen aus der Forschung zu rezipieren und zu interpretieren, sondern mit der Forschung in einen Dialog zu treten und selbst dazu beizutragen. Forschung, zumal Bildungsforschung, hat aber keinen Selbstzweckcharakter. Forschung sollte immer auch dem Projekt der „Kultivierung der Menschlichkeit“ dienen, wie dies M. Nußbaum in ihrem gleichnamigen Buch eindrucksvoll darstellt. Die Fähigkeit kritischen Denkens – wahrscheinlich die Grundhaltung allen Forschens – sei deswegen von größter Bedeutung, um ein geprüftes Leben führen zu können – in Anlehnung an Sokrates formuliert Nußbaum »An unexamined life is not worth to be lived!«
(Aus dem Vorwort von Rektor Franz Keplinger)
Forschungsprojekte 2012
Forschungsprojekte an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz
Das Institut für Forschung und Entwicklung an der privaten pädagogischen Hochschule der Diözese Linz besteht seit 2007. Innerhalb der letzten Jahre wurde daran gearbeitet, einerseits Forschung als integratives Modul in der gesamten Aus-, Fort- und Weiterbildung zu integrieren als auch durch Setzung thematischer Schwerpunkte Forschungsprojekte zu initiieren, durchzuführen und in den wissenschaftlichen Diskurs einzubinden. Letzteres dokumentiert sich durch Publikationen und Teilnahme an nationalen und internationalen Tagungen. Forschung ist im Hochschulgesetz verankert, jedoch bereitet die Umsetzung bezüglich definierter Ressourcenzuweisungen z.T. immer noch Schwierigkeiten. Während es einerseits engagierte Bestrebungen zur Förderung der Forschung an pädagogischen Hochschulen gibt und wir diese mit unterstützen wollen, sehen wir ein langfristig wirksames Potential zur Positionierung der Forschung an pädagogischen Hochschulen in der pragmatischen Orientierung an einer Partizipation eigener Forschungsaktivitäten am internationalen wissenschaftlichen Diskurs. Damit verbunden orten wir auch die Chance, Vorannahmen und institutionsbezogenen Zuschreibungen bezogen auf die Genese der Lehrer/-innenbildung zu entgehen und die Arbeit auf die eigentliche Forschungsarbeit zu konzentrieren. Die einzelnen Themenschwerpunkte werden durch unterschiedliche Forschungsprojekte bearbeitet und beforscht. Einerseits um kritischen Fragen Raum zu geben, anderseits auch um Forschungsarbeit an der pädagogischen hochschule zu integrieren, gibt es an der privaten pädagogischen Hochschule einen „Interdisziplinären Diskurs“, der sich an alle Interessierten wendet, um so eine anregende Plattform für die professionelle Entwicklung in der Lehrer/-innenbildung zu werden. Wir verbinden mit unseren Arbeiten die Zielsetzung, dass – fokussiert auf konkrete Fragestellung – in den Beiträgen Perspektiven für eine Bildungsentwicklung beschrieben werden, die für Akteure und Akteurinnen in der Praxis und in der Theorie eine belebende Dimension aufweisen. (Auszug aus dem Vorwort)