Neue Studie: Moscheeunterricht in OÖ

Wissenschaft

PHDL präsentiert erste Ergebnisse

"Auf Basis unserer empirischen Forschungsergebnisse konnten wir erstmalig in Österreich das Profil und die Rahmenbedingungen des Moscheeunterrichts in Oberösterreich eruieren, analysieren und darstellen", erklärt Studienleiter Dr. Thomas Schlager-Weidinger von der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz (PHDL) zu diesem Pionierprojekt im Auftrag der Integrationsstelle des Landes Oberösterreich. Gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität (JKU) und dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wurden von 2019 bis 2022 15 Moscheegemeinden im gesamten Bundesland beforscht, an denen für insgesamt 1.405 Kinder und Jugendliche ein spezieller Unterricht organisiert wurde.

Die Studienautoren setzten sich mit dem islamischen Bildungsverständnis auseinander und befragten in über 80 Interviews Schüler:innen, Lehrende, Eltern und Funktionäre. Zudem wurden die verwendeten Unterrichtsmaterialien und etwaige Internet-Informationen der einzelnen Moscheevereine analysiert. Aufgrund dieser Daten konnten die Rahmenbedingungen und ein Profil des Moscheeunterrichts erstellt werden. So gibt es u.a. Klarheit über Ziele und Inhalte, Anzahl und Qualifikation der Lehrenden, Unterrichtssprache und didaktische Qualität der verwendeten Unterrichtsmaterialien, sowie Lehrpläne und Kontrolle. Laut Dr. Schlager-Weidinger geben die Ergebnisse einen spannenden Einblick und "zeigen klare Handlungsoptionen für die Islamische Glaubensgemeinschaft und für das Land Oberösterreich".

Die offizielle Vertretung der oberösterreichischen Moscheegemeinden – die Islamische Religionsgemeinde OÖ (IRG OÖ) – war von der Notwendigkeit der Studie überzeugt und agierte kooperativ und konstruktiv. Neben der Forscher:innengruppe gab es einen Beirat (bestehend aus Vertretern der Forschenden, der Landesregierung und der islamischen Glaubensgemeinschaft), der für Reflexion und Informationsaustausch installiert wurde. Studienleiter Hochschulprofessor Dr. Thomas Schlager-Weidinger von der PHDL sieht nicht nur im Forschungsobjekt, sondern auch in dieser partizipativen Zugangsweise das Besondere und Neue. Gerade auch, weil die IRG OÖ Konsequenzen aus dieser Studie zu ziehen hat, ist diese informelle Einbindung von Bedeutung.

Dr. Schlager-Weidinger fasst die Studie wie folgt zusammen: "Die Moscheegemeinden folgen einer jahrhundertelangen Tradition, Kindern die wesentlichen Praktiken für die aktive Teilnahme am Gottesdienst und für die islamische Lebensführung wie Beten und Fasten zu vermitteln. Die Rezitation des Korans als schriftgewordenes Wort Gottes steht dabei im Zentrum. Auch die Vermittlung der Herkunftskultur, der Muttersprache sowie sozialer und ethischer Werte sind bedeutsam. Zu einigen Punkten gibt es konkrete Empfehlungen an die Islamische Glaubensgemeinschaft, etwa zur pädagogischen Aus- und Fortbildung der Lehrenden, zu Transparenz und Kontrolle sowie zu den Unterrichtsmaterialien. Der Terminus „Koranschule“ ist nicht nur negativ belegt, sondern ist für diese Art der religiösen Unterweisung falsch. Koranschulen sind theologische Ausbildungsstätten für Erwachsene, während der Moscheeunterricht für Kinder und Jugendliche (ähnlich dem Erstkommunion- und Firmunterricht) gedacht ist."

Die gesamten Studienergebnisse wurden am 8. Mai 2023 im Ars Electronica Center Linz präsentiert.
Die Gesamtstudie können Sie HIER abufen.
Die Kurzfassung finden Sie HIER.
Hier gibt es noch einen Livemitschnitt der Präsentation auf Video von Radio FRO Freistadt.

 


 

Medienspiegel:

 

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