Nachruf

Spirituelles

für Dr. Karl Köttl

„Wir sehen nur die Stoppelfelder der Vergänglichkeit und übersehen die vollen Scheunen der Vergangenheit, in denen wir längst die Ernte eingebracht haben, die Werke, die wir geschaffen, die Taten, die wir getan, und – nicht zuletzt – all die Leiden, die wir gelitten haben in Würde und mit Tapferkeit“, so hat es der große österreichische Psychologe Viktor Frankl einmal formuliert. Eine Formulierung, die für Karl Köttl in hohem Maße zutrifft. Volle Scheunen an guten Werken hat er uns als Pädagoge hinterlassen. Seine Doktorarbeit war mit der Thematik „Sozialstruktur von Schulklassen“ sein Lebensprogramm: Es ging ihm immer um Gleichberechtigung, Solidarität, Förderung aller Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Er engagierte sich immer und intensiv für eine Schule, in der die Schülerinnen und Schüler im Zentrum stehen, eine Schule, in der sie Wichtiges, gut und mit Freude lernen, eine Schule, die von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung getragen ist. Große Anerkennung für seine wertvolle Arbeit an seiner Stammschule, der Hauptschule St. Georgen im Attergau, an der er von 1966 bis zu seiner Pensionierung unterrichtet hat, wurde ihm mit der Benennung der Schule als „Dr. Karl Köttl-Schule“ am 1. Juli 2011 zuteil. Es ist schon eine große Ehre und auch ein Zeichen von Dankbarkeit, wenn eine Lehrerpersönlichkeit den Namen für seine langjährige Wirkungsstätte – und das noch zu Lebzeiten – hergeben darf.

Auch in der Pädagogischen Akademie hat er viele Jahre (1979-2003) als Professor für Psychologie sehr verdienstvoll gewirkt. Er war sehr beliebt bei den Studentinnen und Studenten wegen seiner spannenden und praxisorientierten Unterrichtsstunden und vor allem wegen seines Einsatzes in hoher Wertschätzung. Besonders die Schulpraktische Ausbildung war ihm ein großes Anliegen. Wer, wenn nicht Karl Köttl, konnte auf so viel eigene Schulerfahrung aufbauen! Ein großes Vorbild für Lehrerinnen und Lehrer, sowohl die fachliche, methodische und menschliche Kompetenz als auch den Einsatz für eine humane Schule betreffend, ist von uns gegangen. Wir werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten.

Prof. Dr. Hans Schachl, Rektor em.