PHDL-Studium als "Safe Space"
StudiumLinz – 22. November 2024
Vor 450 Gästen bei der Akademischen Feier vom 21. November 2024 betonte HS-Prof. PD Dr. Johannes Reitinger (PHDL-Rektor) in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der Demokratie in der Bildung.
„Man könnte meinen, dass es mit Partizipation getan wäre. Dem ist aber nicht so,“ greift Reitinger auf ein halbes Jahrhundert voller Lebenserfahrung zurück. Für den frisch gebackenen 50-Jährigen müsse Demokratie nicht nur ein Lernziel, sondern als gelebte Methode in Lernprozessen verankert sein. In gemeinsam Gestaltungsprozessen sollen Handlungsräume (Polity), Inhalte (Policy) und Umsetzung (Politics) gleichermaßen berücksichtigt werden.
Als Best-Practice-Beispiele hob Reitinger Konzepte an der PHDL wie "Schulparlamente" oder das "Service-Learning" hervor. "Seien Sie mutig! Machen Sie Demokratie in Ihren Lerngelegenheiten zum Ziel und zur Methode." Dabei rief er zur Toleranz, Bescheidenheit und kritischen Reflexion auf: "Was es nicht braucht, liebe Studierende, liebe Kolleg:innen, liebe Gäste, ist die Glorifizierung der eigenen Meinung und die Verachtung jener, die eine andere Meinung haben."
'Safe Space' der Bildung
Höhepunkt der Veranstaltung war die ebenso emotionale wie reflektierte Studierendenrede von Kiara Hörtler. "Eigentlich wollte ich Sängerin werden", wählte die Absolventin einen charmanten Einstieg. „Jetzt ist die Schule meine Bühne. Und das war eine Herzensentscheidung.“ Gerade an dieser Pädagogischen Hochschule habe man immer viele Fragen stellen können und dabei von Menschen mit viel Herzblut gelernt, wie bedeutend es ist, mit Kinderaugen zu sehen und Haltung zu vermitteln. „Hier an dieser Hochschule: das war mein kleiner ‚Safe Space‘ der Bildung.“
"Ohne Bindung, keine Bildung"
Bei den Grußreden lobte etwa Mag. Bernhard Ruf, dass die PHDL nicht bloß "bei der Digitalisierung sehr gut aufgestellt" sei. Für das Mitglied im Österreichischen Bundesrat gehe es an der PHDL ganz im Sinne Don Boscos als Lehrkraft auch darum, Kinder und Jugendliche sowohl faktisch wie emotional in die Gesellschaft zu integrieren. Dabei hoffe er, dass sich die frisch Graduierten "an der 'Mission Kinderland' der Möglichkeiten beteiligen“.
Als Landtagsabgeordneter hob Mag. Reinhard Ammer hervor, dass der Geist dieses Hauses eine Bildung mit Herz und Verstand betont. „Noch wichtiger als der, der viel kann und der, der viel weiß, ist, dass man ein Mensch ist.“ Gerade die Kultivierung der Menschlichkeit sei gefragter denn je. „Wir brauchen einfühlsame Menschen mit Empathie und Zärtlichkeit – wissend um die eigene Verletzlichkeit und Begrenztheit.“ Denn: „Ohne Bindung, keine Bildung.“
„Sicher. Man kommt auch oft ins Schwitzen“, gab Bildungsdirektor Dr. Alfred Klampfer als Lehrer mit jahrelanger Erfahrung zu. „Aber wenn sich ein Schüler selbst nach vielen Jahren gut an seine Lehrkraft erinnern könne: das sind dann die Erfolge, die diesen Beruf zum schönsten der Welt machen“, gratulierte er den neuen Absolventinnen unmittelbar nach seinem 60. Geburtstag. Völlig unerwartet sang der PHDL-Chor dabei ein Ständchen für den Bildungsdirektor zum runden Geburtstag. Ganz bescheiden erklärte Alumni Club-Vorsitzender Christoph Wallner abschließend den Zauber des Lehrberufs: "der schönste Moment ist oft ein Glänzen in den Augen oder ein Kinderlächeln."