Film "Favoriten" an der PHDL-Leinwand
BildungLinz – 23. Jänner 2025
Filmstart war erst im September 2024. Schon ist “Favoriten” einer der erfolgreichsten österreichischen Dokumentarfilme. Die Protagonistin: Volksschullehrerin Ilkay Idiskut. 40 Filmgespräche später und als „Mensch des Jahres“ (vom Magazin „Falter“) ausgezeichnet, schaffte es die PHDL, die 35-Jährige mit ihrem unermüdlichen Engagement in der Bildungsarbeit an den Linzer Salesianumweg 3 für eine Podiumsdiskussion zu gewinnen, um für die komplexen sozialen Fragestellungen der heutigen Zeit zu sensibilisieren.
Der Film
Regisseurin Ruth Beckermann gelang eine eindrucksvolle Langzeitbeobachtung der Volksschule Bernhardtstalgasse in Wien, die vorwiegend von Kindern mit Migrationshintergrund besucht wird. Im Brennpunkt: die Klasse der Lehrerin Ilkay Idiskut und die Herausforderungen ihrer Schüler:innen, die häufig mit der deutschen Sprache sowie Bildungsbarrieren kämpfen.
Der preisgekrönte Film bietet Gelegenheit, Integration und Ungleichheiten im Bildungswesen zu reflektieren, die vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Milieus betreffen. PHDL-Rektor Johannes Reitinger: “Der Film ist eine Hommage an alle Pädagog:innen, denen es gelingt, sich von den systembedingten Herausforderungen nicht entmutigen oder verhärten zu lassen."
Die Diskussionspunkte
Nach der Filmvorführung „Favoriten“ diskutierten Ilkay Idiskut, Sprachenexpertin Ingrid Prandstetter, OÖ Bildungsdirektor Alfred Klampfer und Petra Wurdinger (Schulleiterin der Otto-Glöckel-Schule Linz) unter der Moderation von Danièle Hollick (PHDL) vor allem über die Herausforderungen im Bereich der frühkindlichen Sprachlichen Bildung.
Film-Protagonistin Idiskut betonte die Bedeutung von Beziehungsarbeit in der Schule. “Wenn sich Kinder nicht wohl fühlen, sind sie auch nicht lernwillig.” Hier solle es eine “bessere Durchmischung in unseren Schulklassen” geben. Deutschförderklassen würden manchmal das Gegenteil bewirken: anstatt Kindern zu helfen, sich in die Klassengemeinschaft zu integrieren, würden sie aufgrund unterschiedlicher Herkunft und Sprachkenntnisse eine verstärkte Trennung und Isolation von anderen Schüler:innen erleben. “Gemeinsam lernen sie am liebsten.” Kritisiert wird die Ressourcenzuteilung – besonders in Klassen mit einem hohen Anteil an Kindern mit einer anderen Erstsprache.
Für Petra Wurdinger lässt sich die Linzer Otto-Glöckel-Schule mit über 95% Migrationshintergrund der Kinder gut mit der im Film dargestellten Schule vergleichen: viele von ihnen mit Sprachverzögerungen in Deutsch, aber auch in ihrer Erstsprache. Es brauche eine bessere frühkindliche Sprachliche Bildung im elementarpädagogischen Bereich mit gut ausgebildeten Sprachförder:innen – idealerweise ab einem Alter von drei Jahren. “Aktuell gelingt es nur durch das enorme Engagement der Lehrenden.”
Nach Ansicht von Sprachenexpertin Ingrid Prandstetter würden Kinder mit Migrationshintergrund oder besonderen Bedürfnissen (wie autistischen Zügen) bereits zu Beginn ihrer Schulzeit mit einer sprachlichen Benachteiligung kämpfen. “Entscheidend ist, dass sie mit ausreichender Deutschkompetenz in die Schule kommen, um besser mithalten zu können.” Schließlich würde eine frühkindliche Förderung später enorme sozioökonomische Kosten sparen.
Sprachliche Bildung wird in Oberösterreich laut Bildungsdirektor Alfred Klampfer als einzigem Bundesland mit Unterstützung von Fachkräften im Kindergarten bereits ab dem dritten Lebensjahr evaluierend begleitet und analysiert. Trotz Ausbau von Schulsozialarbeit, Schulpsychologen und Assistenzkräften, bleibe es aber eine Herausforderung, ausreichende Unterstützung für alle zu bekommen.
Das Fazit zum Diskurs
Die Diskussion zeigte, dass das Engagement der Lehrkräfte entscheidend für den Bildungserfolg der Kinder ist und dass mehr Ressourcen und Unterstützung im Bereich der frühkindlichen Bildung notwendig sind. “Wenn es uns Lehrer mit Herzblut nicht gäbe, würde das österreichische Bildungssystem zusammenbrechen”, erklärte Ilkay Idiskut. “Entscheidend sei, dass die besten Lehrer in den Klassen sind – eine Aufgabe, die auch die Pädagogischen Hochschulen und Universitäten übernehmen müssen”, fügte Bildungsdirektor Klampfer hinzu.
Tatsächlich hat die PHDL in ihren Lehrplänen der neuen Primarstufenausbildung die Bereiche “Sprachliche Bildung" und "Durchgängige Sprachenbildung” fix verankert, um künftigen Pädagog:innen entsprechende Kompetenzen zu vermitteln. Ergänzend dazu wird am Salesianumweg 3 der Studienschwerpunkt „Deutsch als Zweitsprache und Sprachliche Bildung“ angeboten, der auf einem inklusiven Diversitätsansatz basiert und neben dem umfassenden Konzept der Sprachlichen Bildung auch die vielsprachliche Schulwirklichkeit in den Fokus nimmt.
Veranstaltet wurde die Filmaufführung inklusive Podiumsdiskussion von Karina Raab (PHDL), die den Filmladen Wien um eine exklusive Vorführung gebeten hat.
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