Weiße Nächte – Zeitlose Kunst

Bildung

Ein künstlerischer Brückenschlag

Konzertabend "Weiße Nächte"

Linz – 16. Juni 2025

Nachdem sich ein elementarer Beitrag zur PHDL-Kunstaufführung “Weiße Nächte” vom 5. Juni 2025 überraschend am Vorabend ohne Angabe von Gründen zurückgezogen hatte, erscheint es rückblickend mutiger denn je, jenseits von Boykott und Cancel Culture ein Zeichen gegen vorauseilende Anpassung und politischer Vereinnahmung zu setzen. Dialog und Verantwortungsbewusstsein statt Rückzug und Konformitätsdruck. Und auch einmal auf die verbindende Kraft der Kunst zu vertrauen. 

Genau das hat Veranstaltungsleiterin Dr. Judit Szabó bei der Begrüßung treffend auf den Punkt gebracht, in dem sie die Festrede von Nina Khrushcheva bei den Salzburger Festspielen 2024 paraphrasierte, die sich als Russin für den Krieg von Putin gegen die Ukraine entschuldigte und vor einem ablehnenden Umgang mit russischer Kunst warnte: 

“Nur durch das Erschaffen von Schönem und durch die großen, bedeutenden Schöpfungen des Geistes ist es den Menschen gelungen, eine verlässliche Brücke zwischen den Nationen zu schlagen, selbst in den finstersten Augenblicken politischer Verbitterung, des Chauvinismus und der Überheblichkeit. Kunst ist rebellisch. Kunst kann Tyrannei und Krieg nicht verhindern, entlarvt sie aber immer wieder aufs Neue. […] Die russische Kunst ist niemals neutral. Sie kämpft, und zwar immer - für eine bessere Gesellschaft, eine bessere Menschheit und mehr Schönheit.”

Kunst als Sprache des Inneren 

Als zutiefst feinfühlig und tiefgründig erwies sich der Konzertabend “Weiße Nächte” auf der AULA-Bühne der PHDL. Die Studierenden aus der Musik- und Theaterpädagogik spannten gemeinsam einen gelungenen Bogen von Literatur zu Musik, vom Gedanken zum Klang.

Die 22-jährige Moderatorin Tina Rafatipour erklärte: “Aus der reichen russischen Literatur haben wir einen Protagonisten erschaffen, einen Menschen, der das Lebensgefühl dieser Epoche in sich trägt. Seine Gedanken, seine Zweifel, seine Sehnsucht spiegeln das wider, was große Schriftsteller wie Dostojewski oder Tolstoi so meisterhaft beschrieben haben: die ewigen Fragen nach Sinn, Liebe, Freiheit und Erlösung.” 

Diese namenlose Figur wurde eindrucksvoll verkörpert vom 20-jährigen Mats Pomper (Schauspielstudent, Anton Bruckner Privatuniversität), der ihr mit Bühnenpräsenz und zarter Melancholie Stimme und Gesicht verlieh.

Wovon der Konzertabend handelte

Zu hören war eine vielschichtige Dramaturgie: u. a. Rachmaninoffs "Elegie", Tschaikowskis “Schwanensee” und “Wiegenlied”, der Pas de deux aus dem “Nussknacker”, das “Bogoroditse Devo” für den Chor und das emotional dichte "Versöhnung". Selbst wenn die geplanten tänzerischen Beiträge fehlten: Die literarischen Zwischentexte sowie die gezeigten Landschaftsbilder aus Sibirien machten das Programm zu einem interdisziplinären Gesamtkunstwerk

Stiller Ausklang – mit Nachhall

Der Abend klang leise aus – aber nachhaltig. Auch mit Tränen. Das Publikum verließ die Aula nachdenklich, berührt, inspiriert. Vielleicht war das das größte Geschenk: ein Bildungsraum, in dem Schönheit, Tiefe und Verantwortung miteinander ins Gespräch kamen. Ganz im Sinne des Zitats auf dem Konzertplakat, das Frau Szabó lange vorausschauend dem Abend vorangestellt hat: „… und doch klingt in der Stille der Nacht eine unsichtbare Melodie, die nur die Herzen hören können.“ (Dostojewski)

Herzlicher Dank an alle Protagonist:innen

Gesang, Klavier, Chor, Trompete, Violine, Orgel u. a.:

Alexandra Froschauer, Alexandra Huss, Angelika Luger, Bianca Leinerberger, Christoph Holz, Deborah Lenko, Florian Frühwirth, Hanna Aichholzer, Hanna Weichselbaumer, Jakob Schreiner, Johannes Puchegger, Julia Neunteufel, Leonie Langeder, Martina Leimlehner, Magdalena Wimmer, Mats Pomper, Michael Leitner, Ronja Böhler, Sarah Mittermair, Selina Unterberger, Simon Altkind, Sophie Mitterlehner, Tina Rafatipour, Viola Mayr

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